Streng geheim! Kapitel 46 – Harrys Flucht aus dem Bad

Die Stimmung ist mal wieder perfekt. Es ist Samstag abend, eher Sonntag morgen und Scheffe hat uns eröffnet, dass der Kunde sehr zufrieden ist mit unseren Lösungen. Es gehen jetzt Sachen, die vorher nicht möglich waren. Die Musik im Restaurant ist verstummt und wir sind unter uns im Appartement im Keller. Harry muss mal entsaften und verschwindet im Bad oben. Verschwindet ziemlich lange im Bad. Wer am Anfang mal aufmerksam gelesen hat, weiß, dass das Bad fensterlos ist, mit Wanne, Waschbecken und Topf und einem Wäscheschrank ausgerüstet. Die Türe geht nach außen hin auf und die Geräusche im Innern verraten: Harry nimmt sein Sonntagmorgenbad. Ein anderer Harry kommt auf die schlanke Idee, die Türe mit dem blauen, allgegenwärtigen Klebeband zuzukleben – den Ritzen nach – einmal rum. Es beginnen Diskussionen, ob die Klebung auf der Scharnierseite nötig war. Man einigte sich auf Ästhetik, also sieht besser aus – rundum.
Drinnen wird es laut und rappelt an der Türe, die sich natürlich ob der Verpackung nicht bewegen lässt und es dringen undefinierbare Geräusche durchs Holz, die Schar der Beobachter vor der Türe schwillt an, ein leicher Wasserlauf flüchtet durch die letzte Ritze unter der Türe. Drinnen wütet es wortlos. Ein Vernünftiger rät zum Entfernen des Klebebandes, was so einfach nicht ist. Jeder, der mal versucht hat auf ’ner Rolle Klebeband den Anfang zu finden, ihn hochzuknubbeln, weiß, wo die Schwierigkeiten grade sind. Es tumultet drinnen und die akkustische Panik verbreitet sich nach draußen. Die plötzliche Stille drinnen – nach einem schlürfenden Geräusch – animiert die Außenmannschaft zu noch hektischeren Öffnungsversuchen. Plötzlich steht Harry, der eben noch Badende, im paradiesischen Dessous hinter uns und fragt scheinheilig, ob er helfen kann – die Tür ist bald offen, nachdem einer mit einem Küchenmesser grob fahrlässig rabiat wurde, aber die Möglichkeit, aus dem Bad zu entkommen und hinter uns aufzutauchen verschliesst sich allen. Der Entblößte klärt ingeniös und wortgewaltig auf:
Ortsbegehung. Das Gedränge im Bad ist groß. Harry öffnet theadralisch die untere Schranktüre und zeigt uns den Wäscheabwurfschacht, ein Rohr mit ca. 40 cm Durchmesser, das runter zu den Duschen vor der Sauna führt.

Ingenieure reden nicht viel, sie zeigen, wie etwas geht. Harry steigt mit den Beinen voran in den Schrank, in das Rohr und versucht hinabzugleiten, was aber nicht mehr geht, weil sein ingeniöser Body mittlerweile getrocknet ist. Nass rutscht eben besser, „Reibwert 0,5“ wird kommentiert, wie beim Bremsen auf nasser Strasse. Harry steckt fest – Blockierbremsung. So zwischen Hüfte und Rippen. Panik bricht aus. Das Rohr ist ja einbetoniert und eine Befreiung mit Holzbearbeitung ist nicht möglich. Oben an den Armen ziehen geht auch nicht, Schrank im Weg. Presspassung. Aber was schonmal ging, geht auch wieder. Kommentare mit „ölen – schmieren – ziehen – drücken“ werden laut. Einer rennt aufgeregt runter zur Dusche. Wichtige Teile von Harry schauen aus der Decke. Wie wir schon bei dem Schieber in dem Eisenklotz gelernt haben, Kälte bringe Schwund. Also wurde Harrys Unterbau mit Kaltwasser aus der Dusche zum Schrumpfen gebracht. Die Temperatur des Wassers erzeugte oben eine tierische Schimpfkannonade und die Beine kamen in Bewegung und plötzlich kommt Harry unten in der Dusche mit einem Wortschwall der unschreibbaren Art, aber mit guten Haltungsnoten an.
Als alter Bergsteiger und Hobbyhöhlenforscher weiß man, wie man sich schmal machen kann. Leider haben die überstehenden Betonränder, die vom Eingiessen des Rohres oben und unten den Rand säumten, deutliche Spuren an Harrys Adonislandschaft hinterlassen. Seine größte Sorge war: Wie erklär ich das meiner Frau?

Spannungsteiler für 1000 Watt / Hermanns Kofferraumbeleuchtung
Wieder mal was Ingeniöses.

Was passiert, wenn die Batterie alt ist oder die Lichtmaschine nicht mehr richtig oder gar nicht mehr die Batterie mit Saft versorgt? Energienotstand in einem Fahrzeug älteren Alters. Auch das muss ausprobiert werden. Was macht unser ABS mit dieser Situation? ABS braucht Saft zur Kraft.
Damit wir keine Lichtmaschine oder Batterie opfern mussten, hat Harry nachgedacht und ist zu dem Schluss gekommen, dass man die Batterie so stark „belasten“ muss, dass es einer leeren Batterie nahekommt und das Ganze ist dann steuerbar und taugt auch zu Wiederholungen und ist für andere Fahrzeuge auch nutzbar. ‚Ne eierlegende Wollmilchsau eben wieder. Wir brauchen einen Schiebewiderstand, der ungefähr 100 Ampere verbraten kann, daraus halt Wärme macht – für die uninschinösen: ’ne lockere Heizung mit 1,2 Kw – , die Batterie im hohen Maße beschäftigt und nur noch wenig Ampere für unser ABS übrig lässt. Gibt’s hier nicht. Selbermachen..

Eine Fernlichtbirne braucht 5 Ampere, 100 durch 5 sind dann – „Harry, bring mal von Lennard von der Tanke 25 H4 Fernlichtbirnen mit.“ Harry baut auch eine Halterung und bedenkt, dass 20 x 50 Watt Wärme ganz schön warm werden können und alles ingenieursicher im Fahreug verstaut werden muss. Somit entstand die Kofferraumheizung. Die Fuzzyzeiten waren vorbei und es war Platz unterm hinteren Deckel. Dicke Kabel verbanden die Hydraulik im Motorraum – jaaah, dort war kein Platz für die Heizung, weil die Pferde sich dort breitgemacht hatten – mit der Kofferraumbeleuchtung, gesäumt von ein paar Relais, die das Ganze noch abstufbar machen sollten. Hat irgendwie funktioniert, bis die Relais abgebrannt waren und einer mal bei voller Beleuchtung den Deckel aufgemacht hat. Da hast Du plötzlich ne Hinterkopfinnenbeleuchtung, Netzhautsonnenbrand. Iriskrampf. Das Schöne aber daran war, dass der Kofferdeckel immer schön vorgewärmt war und die Lehne vom Rücksitz natürlich auch. Die ganz Verwöhnten schlugen vor, ein paar Lampen unter dem Sitz zu installieren. Geht aber nicht, hier endet der Konstruktive Scheiss.

©Jürgen Zechmann