Buchrezension Tina Harnesk – Als wir im Schnee Blumen pflückten

von Carina Middendorf – Bokblogg punktslut/blog 

Als der Winterkurier fragte, ob ich über den Roman „Folk som sår i snö“ von Tina Harnesk (Deutscher Titel: Als wir im Schnee Blumen pflückten) schreiben möchte, stimmte ich natürlich zu.

Und WUMMS! Es war ein kleines Stück Dynamit, das der Verlag „Bokfabriken“ da schickte. Eine Sprengladung, die sich direkt in mein Herz geschossen hat und wie ein hartnäckiger kleiner Splitter steckengeblieben ist, den ich noch lange, lange mit mir herumtragen werde.

Der Roman spielt im Norden Schwedens und hat mehrere gleichermaßen wichtige Handlungsstränge: Über Kaj und seine Mutter, die ihre Wurzeln verlieren sowie über Mariddja und Biera, die ihre Zukunft verlieren, weil sie nicht die Kinder haben, die sie sich wünschen.

Es geht auch darum, alt zu werden und daran zu zweifeln, dass von Behörden etwas Gutes kommt. Dann haben noch wir Kajs Freundin Mimmi, eine freundliche und handlungsorientierte Person, die ohne zu zögern eingreift, um Dinge zu richten wo es Not tut.
Nicht zu vergessen ist Mariddjas neue Vertraute und Freundin Sire, die sich unerwartet in dem neuen Telefon zu Wort meldet, geduldig zuhört und immer eine Antwort parat hat.

Aber letztendlich geht es um Liebe auf vielen Ebenen.

Sind Wurzellosigkeit, Kinderlosigkeit und Krankheit wirklich Themen, aus denen man eine herzerwärmende Geschichte zusammenstellen kann? Ja, anscheinend ist es so. Zumindest, wenn es jemand wie Tina Harnesk versteht, Humor und Schlagfertigkeit mit einer selten gesehenen Zärtlichkeit für ihre Romanfiguren zu verbinden. Aber sie ist schlau, Tina Harnesk, das ist sie  – denn wenn ich über ihre humorvollen Formulierungen lache, senke ich meine Deckung. Und kaum stehe ich ohne Deckung da, schlägt das Geschehen mit voller Wucht zu! Da sitzt der Splitter, fest im Herzen verankert.

Tina Harnesk gibt mir viel zu denken:

  • Viele Menschen verlassen ihre Heimat und ihre Familie, und für die meisten endet das nicht in einem Trauma. Doch wer nicht freiwillig geht, sondern gezwungen wird und obendrein zu seiner eigenen Sicherheit seine Herkunft verleugnen muss, für den ist es schwer, wieder ein ganzer Mensch zu werden.
  • Mutterschaft kann viele Gesichter haben. Die Sehnsucht nach einem Kind, das niemals geboren wird, ist eine schwere Last, aber es ist auch nicht einfach, Verantwortung für ein Kind zu übernehmen, auf das man nicht vorbereitet ist.
  • Liebe zeigt sich auf so viele verschiedene Arten und erscheint manchmal dort, wo man sie nicht erwartet. Liebe, Wärme und Fürsorge machen Menschen gut. Sei wie Mimmi, wenn du kannst. Es macht einen Unterschied!
Hinweis: Die Rezension bezieht sich auf die schwedische Originalausgabe