Streng geheim! Kapitel 13 – Der Kurzschluss soll sich zeigen

Wir kennen doch die Riesenkiste von Elektronik, die mehrheitlich mechanisch aufgebaut ist und die zeigt nach einer Logikänderung Anzeichen von einem Kurzschluss. Wenn man den Stecker rein steckt und die Sicherungen ergeben sich reihenweise dem Suizid, dann stimmt was nicht. Es riecht nach Ampere. Wo sitzt die Sau? Nasen schnüffeln an Elektronik. Nach einer längeren Zeit der nicht erfolgreichen Suche kommt ein Kollege auf eine alternative, sprichwörtlich einmalige Fehlerfindemethode.

Wir mussten zunächst warten, bis es draußen dunkel ward. Je nach Jahreszeit zieht sich das unter Umständen. Dann hat er einen Konstanter (Das ist ein mit Kupfer gefüllter Kasten, aus dem man durch Drehen eines Rädchens die Ausgangsspannung langsam steigern konnte. Viel Kupfer heißt aber auch viel Strom!) angeschlossen. Normaler Weise läuft unsere Elektronik mit 12 bis 14 Volt Gleichspannung und verbrät so rund 20 Ampere. So hat man das Licht im Labor (Wohnzimmer) ausschalten lassen – es war sacknacht – und hat dann langsam die Spannung hochgedreht, und es haben vier Ingenieure angespannt in die Kiste reingeschaut. Plötzlich ein leichter heller Schein – !!! AUS !!!. Dann hat er das Kabel, das grade versucht hat, glühend zu bersten, lokalisiert und, na ja, der Kurzschluss war dann irgendwo im weiteren Verlauf. Auf die Frage, was passiert wäre, wenn nicht … kam die lapidare Antwort, weiß ich nicht, hab das noch nie vorher probiert und wollte endlich mal wissen, ob das so geht. ?? HÄ ??

labor3

Im Labor hat die Elektronik dann wieder funktioniert. Ich baute sie in mein Fahrzeug und rollte Richtung Rezeption. Ein Fahrzeug kam mir entgegen, ich musste ihm ausweichen und legte den Fuß auf die Bremse. Hart, steinhart, voraus die große Glasscheibe der Garderobe vom Hotel, daneben die Damentoilette. Der Griff zur Handbremse geht ins Leere. Wer Sterne fährt, weiß, dass irgendwann der Handbremshebel in den Fußraum verlegt wurde, aber der immer wieder einstudierte Griff zwischen die Sitze ist Reflex. Aber die Damentoilette war formatfüllend voraus. Ankern, mit allem was geht. Den Ganghebel auf P und das kleine Pedal an der linken Fußraumseite bis zum Boden durchgedrückt, kam ich dann einen Meter vor der Glasscheibe zum Stehen – der Schwede hat das Ganze mit angesehen, sich dann mit meinem Stillstand die Augen wieder eingeklipst.

Bärenschreck

Nachdem die Fehler dann wieder mal rausgefummelt waren, war es spät, Abendessen, anschließend beginnender Automatismus – erklär ich gleich – sehr spät kam Scheffe ins Labor und fragte nach Ergebnissen, heißt Bremswegmessungen. ?? Noch keine gemacht. Für wann? Für morgen. Und jetzt? Komm wir legen ne Nachtschicht ein und fahren Messen.

Kollege sitzt hinten auf dem Restplatz, stellt Schalter um und schreibt Messwerte auf. Wir fahren Runde um Runde, bis es hinten irgendwie still, sehr still ward. Da ist der Kerl doch eingeschlafen, seit mindestens drei Messungen.

Es ist mittlerweile fast 6 Uhr morgens. Wir beschließen, nicht mehr ins Bett zu gehen, sondern aufs Frühstück zu warten und dann ins Bett zu gehen. Wir schleichen uns durch den Hintereingang über die knarrenden Gänge in die Rezeption. Dort steht eine Sitzgelegenheit aus grünem Kunstleder, zwei Bänke, drei Hintern breit und Rückenanrücken. Daneben ein Lehnsessel, alles vor dem Bären und dem Wolf im Fenster. Wir machen es uns gemütlich und schlafen bald ein, bis zu dem spitzen Schrei, der uns nächtens aus dem Leder holt. Das Mädel von der Rezeption kommt gegen sieben und hört aus der Dunkelheit Richtung Bär bärenähnliche Geräusche und quittiert mit oben erwähntem Schrei. Der Schreck hat sich noch verschärft, als hinter der im Dunkel liegenden Bank zwei Köpfe erscheinen. In Zukunft wurde dann immer erst das Licht angeschaltet – auch Rezeptionistinnen sind lernfähig.

©Jürgen Zechmann